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Write our own Story - Die MALIA Community-Summerstory – Teil 2

Write our own Story - Die MALIA Community-Summerstory – Teil 2

Jills und Friedas Reise an die Ostsee hat begonnen und damit auch das Abenteuer, in dem die beiden Freundinnen bereits mittendrin sind! Jill steht vor einer scheinbar kleinen Entscheidung, die jedoch ihre Sicht auf das ganze Leben verändern wird.

Write our own Story - Gemeinsam mit unserer Community schreiben wir in fünf Wochen fünf Kapitel, die durch eure Abstimmungen bei Instagram entstehen. Begleite Jill auf ihrer Reise zu sich selbst und lass dich von ihrer Geschichte inspirieren. 

Welchen Lebenstraum wolltest du dir immer schon verwirklichen?

 

Kapitel 2 - Funken

 

Es war zwei Uhr nachts, es regnete und Jill war so müde wie seit langem nicht mehr.

Frieda war schon vor Stunden auf dem Beifahrersitz eingeschlafen. Auch Jill spürte, dass es an der Zeit war, eine Unterkunft für die Nacht zu suchen. Doch erstens wollte sie so schnell wie möglich an ihrem Ziel Ostsee ankommen. Und zweitens hatte sie absolut keine Idee, wo sie übernachten sollten, denn die nächste Ausfahrt führte zu einer Stadt, von der Jill noch nie zuvor gehört hatte.

Obwohl Jill ein Abenteuer wollte, spürte sie neben der Müdigkeit etwas, das sich unangenehm und fremd anfühlte. Ihr Kiefer schmerzte und sie merkte beim Blinkersetzen, wie verkrampft sie das Lenkrad die ganze Zeit über festgehalten hatte. Sie brauchte einen Plan, so wie immer in ihrem Leben. Eine Richtung – nicht nur die Ostsee –, sondern ein richtiges Ziel.

Seit Jill ihr Abitur vor einer halben Ewigkeit absolviert hatte, war jeder Schritt in ihrem Leben festgelegt: Studium beenden, in die Großstadt ziehen, Karriere machen, glücklich sein. Dass Letzteres – das Glücklichsein – auf der Strecke geblieben ist, hatte sie heute realisiert.

Sie hatte immer gedacht, dass es nach Karriere machen und glücklich sein, enden würde. Nein, nicht im traurigen Sinne. Sondern, dass sie sich dann angekommen fühlen würde. Dass sie nach dem Erreichen dieser Lebensziele das Gefühl haben würde, es im Leben geschafft zu haben. Und doch schleppte sie sich von Wochenende zu Wochenende.

Das Plakat mit der Aufschrift Ostsee war Jills Rettungsring gewesen.

Ein lautes Schnarchen neben Jill ließ sie zusammenzucken. Sie lockerte ihren festen Griff um das Lenkrad und fuhr langsam an die Ampel, die nach der Ausfahrt kam. Links oder rechts? Hätte sie sich doch nur eine Route herausgesucht, bevor die beiden überstürzt aufgebrochen waren. Oder wenigstens ein Hotel, in dem sie heute Nacht übernachten könnten.

Links oder rechts?

Links?

Rechts?

„Frieda?“

Jills Freundin rührte sich nicht. Sie probierte es noch einmal. „Psst, Frieda.“

„Hmm“, grummelte diese und atmete tief ein und aus.

Sanft legte Jill ihre Hand an Friedas Arm. Ihre Augen öffneten sich langsam.

„Nicht erschrecken“, begann Jill. „Aber du musst mir helfen. Ich weiß nicht, wo wir lang sollen.“

Frieda nahm ihre Brille ab und rieb sich mit ihrer faltigen Hand über die Augen. „Wo sind wir?“

„Irgendetwas mit Bad Sowieso. Sollen wir nach links oder rechts abbiegen? Ich ... Ich weiß nicht, warum ich mich so schwer tue, aber ich kann mich nicht entscheiden. Es fühlt sich an, als würde alles in mir eingefroren sein. Nach links geht es jedenfalls ins Stadtzentrum. Rechts würden wir zu einer Landstraße gelangen. Was meinst du?“

„Ist es nicht vollkommen egal, für was du dich entscheidest?“, krächzte Frieda.

Jill runzelte die Stirn. Es war nie egal, für was man sich entschied. Eine Entscheidung konnte das ganze Leben beeinflussen. Warum sonst war sie in einem Leben gelandet, das überhaupt nicht zu ihr passte? Weil sie falsche Entscheidungen getroffen und nicht weit genug geplant hatte.

Frieda ließ sich von Jills skeptischem Gesichtsausdruck nicht beirren. „Jeder Weg führt uns am Ende an ein Ziel. Es liegt nur an uns zu entscheiden, was wir dort machen wollen. Falsch abbiegen kannst du deshalb überhaupt nicht.“

„Frieda ... Links oder rechts?“, fragte Jill ungeduldig.

„Rechts.“

Die Landstraße führte die beiden fünfzehn Minuten durch die Dunkelheit und Jill begann bereits sich zu ärgern, dass sie nicht in Richtung Stadtkern gefahren waren, als eine Laterne am Straßenrand auftauchte. Sie beleuchtete ein Holzschild, das Jill erleichtert aufatmen ließ.

Pension zum Funkenflug.

Jill parkte ihren Golf auf dem prall gefüllten Parkplatz vor dem alten Gasthaus. Ein Blick auf die Armbanduhr feuerte ihre Sorgen wieder an. Ob sie die Nacht überhaupt hier verbringen könnten? Die Pension sah ausgebucht aus und ob die Rezeption um diese Uhrzeit noch besetzt war, bezweifelte sie.

Mit ihrer Reisetasche über dem Arm und Friedas Koffer in der Hand stiegen sie die Treppe zum Eingang hinauf. Es roch nach Bauernhof – eine weit entfernte Erinnerung aus Jills Kindheit, in der sie die Sommer bei ihrer Großmutter und die Nächte mit Lesen verbracht hatte.

„Guten Abend die Damen“, begrüßte sie ein älterer Mann. Er saß an einem Mahagonitisch gegenüber der Eingangstür, über der beim Eintreten eine Glocke geläutet hatte. „Oder besser gute Nacht?“ Der Mann grinste und wirkte überhaupt nicht müde. Ganz anders als die beiden Frauen.

„H ... Hallo. Haben Sie zufällig etwas frei für uns?“

„Heute ist Ihr Glückstag. Wir haben noch ein Zimmer.“

„Siehst du“, flüsterte Frieda. „Es gibt keine falschen Entscheidungen.“

***

Es war ein ungewohntes, gleichzeitig aber auch schönes Gefühl, dass Frieda und Jill sich ein Zimmer teilten. Jill wusste schon von Anfang an, dass diese Reise die beiden näher zusammenbringen würde.

Sie lagen Seite an Seite in einem Holzbett, das in ihrem liebevoll eingerichteten Zimmer stand. Rosentapete an der einen Wand, wiesengrüne Farbe an den anderen. Alte, eingerahmte Fotos zierten das Zimmer und zeigten Bilder vom Gutshaus seit 1876. Die Pension zum Funkenflug hatte Charakter – und sie war genau die Unterkunft, die zu Friedas und Jills Reise passte.

Jill schnaubte grinsend.

„Was gibt es denn zu lachen, Kindchen?“, krächzte Frieda.

„Ich habe nur darüber nachgedacht, dass du Recht hattest. Es ist gut, dass wir hier gelandet sind. Meinst du, uns wäre etwas vergleichbar Gutes passiert, wenn wir links abgebogen wären?“

„Natürlich. Es geht nicht darum, wie wir uns entscheiden. Sondern, dass wir uns überhaupt entscheiden. Stelle dir vor, du wärst für immer an der Ampel stehengeblieben. Dann hätten wir im Auto übernachtet.“

„Aber die Entscheidung, nach rechts zu fahren, hast du getroffen“, murmelte Jill und ihr Grinsen verschwand. „Ich habe solche Angst davor, die Kontrolle verlieren, dass ich mich manchmal wie gelähmt fühle. Aber noch schwerer fällt es mir, mich zu entscheiden, wenn ich keinen Weg vor mir ausgebreitet sehe. Ich glaube, deshalb wollte ich unbedingt diese Reise. Ich wollte mir selbst beweisen, wie spontan ich sein kann. Dabei kann ich noch nicht einmal entscheiden, ob wir links oder rechts abbiegen.“

Frieda seufzte. „Mir sind Entscheidungen auch nicht immer leicht gefallen, weißt du.“

Jill drehte sich auf die Seite und klemmte den Arm unter den Kopf, um Frieda besser lauschen zu können.

„Ich hatte viele Chancen in meinem Leben gehabt, aber nur wenige von ihnen ergriffen. Erst zu spät habe ich erkannt, dass das Leben dir aus den Fingern gleitet, wenn du dich nie für oder gegen etwas entscheidest. Und dann bist du plötzlich alt und schaust auf deine Jahre zurück, anstatt sie vor dir zu haben. Mein Traum war immer, dass sich jemand an mich erinnert. Ich wollte etwas bewirken, woran die Menschen noch in Hundert Jahren zurückdenken.“

„An diese Reise werde ich für immer zurückdenken“, protestierte Jill liebevoll.

„Ich doch auch, mein Kind. Aber es ist etwas anderes, wenn du irgendwann so alt bist wie ich. Da ist es nicht mehr so leicht, seine Träume zu verwirklichen. Als ich jung war ...“, sie seufzte hörbar auf. „Die Eltern meiner damaligen Freundin haben mir angeboten, mich mit nach Portugal an die Küste zu nehmen. Nun ja, ich habe zu lange gewartet und sie sind ohne mich gefahren. Deshalb solltest du mit deinen Entscheidungen nie zu lange warten.“

„Davon hast du mir nie erzählt. Also bist du nie nach Portugal?“

„Aber doch! Nur eben alleine. Ich habe mir mein Fahrrad geschnappt und bin losgefahren.“

„Du hast was?!“ Jill setzte sich kerzengerade im Bett auf. „Mit dem Fahrrad nach Portugal? Das muss doch ewig gedauert haben!“

„Das ist lange her. Ich hatte kein Geld für ein Flugticket, aber ich wollte unbedingt die Welt sehen. Ich war ein Jahr unterwegs, dann habe ich mich in der Universität eingeschrieben.“

„Und du sagst, dass man sich nicht an dich erinnern wird. Das ist eine so tolle Geschichte, Frieda! Weißt du ... Ich habe den Notizblock dabei, in den ich manchmal Ideen für Geschichten schreibe. Wenn du das in Ordnung findest, würde ich gerne ... Ich würde deine Portugal-Reise gerne aufschreiben! Was meinst du?“

In dieser verregneten Nacht, irgendwo im Nirgendwo, in einer Pension, die älter war als Frieda und Jill zusammen, nickte Frieda ihrer Freudin mit Tränen in den Augen zu. In ihrem Blick lag ein Funken, während sie von ihrem eigenen Abenteuer erzählte, von den Hindernissen und Begegnungen, die sie auf dem Weg nach Portugal erlebt hatte. Dieser Funken ließ nicht nur Jills Stift über das Papier fliegen.

Er sprang zu ihr über.

Als der Regen wenig später an die Scheiben prasselte, und Jill Friedas leisem Schnarchen zuhörte, erinnerte sie sich an ihren eigenen Traum. Das Notizbuch mit den Ideen hatte sie immer dabei gehabt: auf dem Weg zur Arbeit, in der obersten Schublade im Büro, zuhause auf ihrem Nachttisch. So lange hatte sie das Offensichtliche übersehen, dabei war es direkt vor ihren Augen.

Jill wollte schreiben. Gedichte, Romane, Geschichten. So eine wie Friedas.

Und in dieser Nacht hat sie endlich damit begonnen.

 

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1 Kommentar

  • Simone

    Was für eine schöne Sommergeschichte. So berührend und motivierend zugleich. Einfach zauberhaft🧝‍♀️✨

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